Wikipedia:WikiProject Languages/Mangree source

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  • title: Pallas und andere afrikanische Vokabularien vor dem 19. Jahrhundert: Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte
  • section: 7.91. Mangree (pages 162–164)
  • author: István Fodor
  • date: 1975 [1789]
  • language: German
  • data for Mangree language

Weder die Sprache noch das Volk kann nach den Angaben des OLD identifiziert oder lokalisiert werden (S.276-277). Die einzige Informantin aus diesem Stamm erzählt, daß die Mangree mit den Kanga benachbart sind, aber auch von den Mandinga und Amina nicht weit entfernt wohnen. Zwischen den Mangree und Gien (hier, S.277, Gian geschrieben) bildet ein großer Fluß die Grenze. Die Sprachen der Mangree und Gien seien wenig verschieden. Die vier Kanga-Informanten und ein Gewährsmann Oldendorps aus dem Gien-Volk erzählten, daß die Mangree tief im Innern des Landes wohnen und sie die Mangree-Sprache gut verstehen.

Wenn wir der Beschreibung von OLD Glauben schenken, so müßte das Mangree eine Kru-Sprache sein. In der Tabelle führt OLD die Angaben dieser Sprache zwischen denjenigen des Kanga und Gien an.

Der Name Mangree (mangre: oder mangrεi) kommt in den älteren Quellen oder Handbüchern nicht vor. Nur Cust (1 1883:188) erwähnt diese Sprache - OLD zitierend - in der Form Mangri (vielleicht hat Cust den Auslaut ee zuerst auf Englisch gelesen).

Bei Lavergne de Tressan (1953:55) befindet sich eine Yoruba-Sprachgruppe unter dem Namen Manigri. Es ist aber unwahrscheinlich, daß dieser Name mit dem Mangree etwas zu tun hat.

Nach dem heutigen Wohnsitz der Kru- und Twi-Völker sollten die Mangree an der Elfenbeinküste, irgendwo in der Gegend des 7.Grades nördlicher Breite gewohnt haben, wenn wir der Erzählung der Gewährsleute von Oldendorp folgen. Der große Fluß müßte dann der Sassandra oder der Bandama sein.

Was die Wortliste anbelangt, finden wir wenig Anhaltspunkte. Zahlwörter fehlen völlig und nur insgesamt 11 Begriffswörter sind aufgezeichnet. Die Angaben des Mangree in OLD sind wie folgt:

Gott: jankombum
Himmel: tata
Sonne: lataa
Mensch: mia
Fuß: trippi
Kopf: tri
Mann: laniu
Weib: auwee
Kind: pikkeninne
Vater: amee
Mutter: pakkabel

OLD gibt keinen Beispielsatz aus dem Mangree an.

Das Wort jankombum ist wohl mit o-nyàŋkṍpɔ́ŋ der Twi-Sprachen identisch. Eine andere Form amee scheint mit Ewe ame 'Mensch' (Westermann 1954:482) verwandt zu sein, obwohl ihre Bedeutung im Mangree als 'Vater' angegeben ist. Das Wort für 'Mensch' in der Form mia gleicht der Form me im Gien.

Die Form tri 'Kopf' kann einerseits mit den entsprechenden Wörtern der Twi-Sprache (OLD Amina uettiri, Asante etire bei Berry 1960:63), tíri bei Christaller (1933:509), andererseits mit den drei Kru-Sprachen von Koolle (Dewoi duru, Basa tru, turu, Gbe duru, 28) im Zusammenhang stehen. Vielleicht sind alle diese Formen entfernt miteinander verwandt.[fn 127]

Einen anderen Zusammenhang scheint es aber zwischen tri 'Kopf' und trippi 'Fuß' zu geben. Ist trippi ein Kompositum, so kann es gleich dem ungarischen lábfej 'Fuß' < láb 'Fuß, Bein' + fej 'Kopf', wortwörtlich: Beinkopf, aus zwei Gliedwörtern zusammengesetzt worden sein.

Das Wort tata 'Himmel' kann wohl von einem Ausdruck wie "himmlischer Vater" entstanden sein.

Die anderen Belege ähneln weder den Kru- noch den Twi- oder sonstigen Kwa-Wörtern.

Ein Zusammenhang kann zwischen pikkeninne 'Kind' und pakkabel 'Mutter' bestehen. Auch hier ist die Annahme einer Zusammenset­zung möglich. Dann sind aber die Morpheme pikke und pakka die ersten Glieder des Kompositums. Ob die beiden dieselbe Wurzel vertreten, ist zweifelhaft. Eventuell bedeutet das erste Glied­wort aus pikkeninne "klein". Nach Dalby (1970-1971:289) gehört pickin oder pickaninny 'Kind, klein' zu den portugiesischen, kreolischen Lehnwörtern im westafrikanischen Englisch, einer Art Pidgin-Englisch (Black English).[fn 128] Ist pikkeninne diesem kreolischen Wort tatsächlich identisch, so muß man zu pakkabel eine andere Erklärung finden. Auch im melanesischen Pidgin-Englisch befindet sich eine Form pikinini 'Kind, Abkömmling, Beer, Samen, usw.' (Murphy 1962:87, 115).

So bleibt das Mangree unidentifiziert. Es kann nicht ausge­schlossen werden, daß diese Sprache in der Mitte des 18.Jahrhun­derts im Stadium des Aussterbens war und die Sprecher ihre Rede mit den Wörtern der Nachbarn (und der Pidgin-Sprachen) stark vermischt haben. Wenn das Mangree eine ursprüngliche Kru-Spra­ehe war, so dürften sehr viele Twi-Wörter in den Wortschatz geraten sein.